Kardieren von Wolle: für Wärme und Behaglichkeit

Handwerk der Textilverarbeitung

Wolle ist ein von alters her geschätzter Rohstoff. Das Kardieren der Wolle ist eine Zwischenstufe bei der Herstellung von Garnen aus Schurwolle, bei der gleichmäßig dicke Schichten von Rohfasern gebildet werden.

Vielfalt der Arten von Wolle

Die ältesten Erzeugnisse aus kardierter Wolle werden auf 2000 vor Chr. datiert. Zu diesem Zeitpunkt erfolgte das Kardieren von Hand mit speziellen Kämmen aus Bronze. Im 18. Jh. verwendete man in England spezielle Bürsten, die sogenannten Handkarden. Die Mechanisierung des Vorgangs ließ nicht lange auf sich warten. Zunächst wurden derartige Anlagen durch Mühlen betrieben, später gab es industrielle Kardereien.

Weltweit wird die Wolle verschiedenster Tierarten und Rassen verwendet, darunter Schafe, Alpaka, Ziegen, Kaninchen und Hunde. Manche Wolle neigt dazu auszuleiern, andere läuft ein, manche ist ziemlich elastisch. Das hängt nicht nur von Art, Rasse und Alter der Tiere ab, sondern in gewisser Weise auch von den Haltungsbedingungen. Aufgrund der verschiedenen Eigenschaften der Wollarten bieten sich auch viele Anwendungsmöglichkeiten.

In Litauen ist die Wolle von Schwarzkopfschafen am populärsten

Die meiste in Litauen kardierte Wolle stammt von Schwarzkopfschafen. Diese ist nicht nur schmuck sondern auch leicht zu verarbeiten. Daraus kann man Bekleidung, Bettwäsche und Bettdecken herstellen.

Schafe produzieren pro Jahr 6–7 kg Wolle. Dazu werden die Schafe geschoren, zumeist mit speziellen Schermaschinen. Dann muss die Wolle zunächst gewaschen werden, danach kardiert. Anschließend kann die Wolle in der Garn- und Textilherstellung verwendet werden. Kardiermaschinen im Handbetrieb kamen in Litauen zu Beginn des 20. Jh. auf, vorher erfolgte das Kardieren rein manuell.

Sauberkeit ist sehr wichtig

Beim Kardieren der Wolle ist es sehr wichtig, dass die Wolle sauber ist. Wolle, die mit Stroh, Zweizahn oder anderen klettigen Pflanzen verunreinigt ist, verklumpt schnell und ergibt keine glatten Fäden.

Zwischenzeitlich war es üblich, Wolle in Dieselkraftstoff einzuweichen, damit sie weich wird. Durch den Diesel wurde das Wollfett der Schafe, das Lanolin, aufgelöst, außerdem schützte Diesel vor Motten und anderen Schädlingen.

Beim Kardieren geht keine Wolle verloren. Das Ergebnis ist ein Halbfabrikat, das sogenannte Kardenband. Die Qualität der Garne hängt auch von der Temperatur beim Kardieren ab, die besten Ergebnisse erhält man bei etwa 20°C, anderweitig kommt es zu elektrischen Aufladungen und die Fasern werden brüchig.

Kardieren von Wolle heutzutage

Das Handwerk des Kardierens von Wolle wurde in Litauen zumeist von den Eltern erlernt. Heute gibt es 5 zertifizierte Handwerker hierfür.

Diejenigen, die sich mit dem Kardieren befassen, erzählen, dass die Leute heutzutage manchmal nur 5 kg Wolle, manchmal auch 20 Kilogramm zur Verarbeitung bringen. Meistens wünschen die Kunden nur das Kardieren, das Spinnen oder Filzen machen sie selbst.

Wolle wird für die Herstellung verschiedenster Kleidungsstücke verwendet, von Strümpfen bis zu Kleidern. Bekleidungsstücke aus Wolle sind unempfindlich gegen Flecken und neigen nicht zur Faltenbildung, mit geeigneter Pflege sind sie lange haltbar. Aus hochwertiger Wolle können auch Bettdecken, Schmuck, Filzarbeiten oder Handtaschen hergestellt werden.

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